"Im Laufe der Zeit haben sich in unterschiedlichen Ländern verschiedene Reitstile entwickelt. Sie wurden immer davon beeinflusst, wofür man das Pferd brauchte: zum Viehhüten, Reisen, im Krieg ..."
1. Dressur
Dressurreiten zählt zu den erfolgreichsten Disziplinen im Pferdesport. Ziel jeder reiterlichen Ausbildung ist die Harmonie von Reiter und Pferd. Dressurreiten ist mehr als das Absolvieren und Präsentieren von Lektionen und Figuren. Diese Übungen zielen darauf, das Pferd gymnastisch auszubilden und es zu erziehen.
Mit Hilfe der Dressur erreicht der Reiter, dass sein Pferd gehorsam auf seine sensibel eingesetzten Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen reagiert. Ein gut gerittenes Pferd ist die beste Voraussetzung für Sicherheit im Pferdesport.
Dressurreiten erhöht zudem die Leistungsfähigkeit des Pferdes. Im besten Sinne dient es der Gesunderhaltung des Pferdes, denn durch das Training werden die Kräfte des Pferdes gestärkt und seine Glieder gelenkig gemacht. Gleichgültig auf welche anderen reitsportlichen Disziplinen man sich spezialisiert, ohne Dressur geht es nicht.
2. Springen
Das Springen ist eine vergleichsweise "junge" Pferdesportdisziplin, die aus der Jagdreiterei entstand. Erste "Preisspringen" über ein oder mehrere "künstliche" Hindernisse begannen um 1900. Den großen Aufschwung brachte der Italiener Caprilli, dessen Springstil im Entlastungssitz das Springen revolutionierte. Seit 1912 gehört das Springen zu den olympischen Sportarten. Die offizielle internationale Bezeichnung für ein Springturnier ist Concours Saut obstacle (CS), im britischen Sprachraum wird die Disziplin als Showjumping bezeichnet.
In einer Springprüfung ist ein vorgegebener Parcours mit einer vorgeschriebenen Zahl von Hindernissen zu überwinden. Die einzelnen Hindernisse können sich dabei auch aus mehreren Elementen (Sprüngen) zusammensetzen, zum Beispiel "zweifache" oder "dreifache" Kombinationen. Man unterscheidet ferner verschiedene Hindernistypen: Steilsprünge, Hochweitsprünge (z.B. Oxer, Triplebarre) und offene und überbaute Wassergräben. Sieger ist, wer alle Hindernisse ohne Strafpunkte in der schnellsten Zeit absolviert. Strafpunkte gibt es für Abwürfe, Stürze und Verweigerungen sowie für Zeitüberschreitungen. Bei einer Springprüfung mit Stechen zählt im ersten Umlauf nur die Fehlerfreiheit. Der Sieger wird dann aus allen fehlerfreien Paaren in einem weiteren, verkürzten Parcours ermittelt.
Traditionell ist die zweite Teilprüfung einer Vielseitigkeitsprüfung der Geländeritt über eine mit Naturhindernissen verschiedener Art ausgestattete Geländestrecke (Querfeldeinstrecke, Q-Strecke, Cross Country Course). Der Geländeritt ist in einer vorgegebenen Zeit zu absolvieren, das Überschreiten wird mit Strafpunkten geahndet. Strafpunkte gibt es auch für Verweigerungen, den Sturz eines Reiters oder "gefährliches Reiten". Der Sturz eines Pferdes führt zum sofortigen Ausschluss.
Das Parcoursspringen, dem in der Regel eine Verfassungsprüfung vorangeht, entspricht den Regeln der Spezialdisziplin Springen. Auch hier können Strafpunkte für Abwürfe, Stürze und Verweigerungen sowie für Zeitüberschreitung hinzukommen. Sieger ist am Ende derjenige Teilnehmer mit der geringsten Strafpunktezahl.Die Vielseitigkeitsprüfung stellt als kombinierter Wettkampf geringere Anforderungen in den Spezialdisziplinen, setzt aber eine deutlich höhere Kondition und Ausdauer von Reiter und Pferd voraus. Das typische Vielseitigkeitspferd muss nicht nur über gute Grundgangarten sondern auch über ein gutes Spring- und Galoppiervermögen verfügen.
Der Marathon zu Pferde - Beim Distanzreiten geht es darum, mit dem Pferd eine vorgegebene Distanz in schnellstmöglicher Zeit zu reiten. Allerdings nicht auf Kosten des Pferdes. Der Reiter muss das Ziel mit einem fitten und gesunden Pferd erreichen. Nur dann ist der Distanzritt ein Erfolg. Tierärzte überprüfen während des Rittes in den sogenannten Vet-Gates (Tierarztkontrollen) und schließlich nach Beendigung des Rittes den Gesundheitszustand des Pferdes.
Lahme Pferde oder Pferde mit metabolischen Problemen werden von den Tierärzten aus dem Wettkampf genommen. Mit Überreiten der Ziellinie ist der Ritt also noch nicht beendet. Das Pferd muss den Tierärzten innerhalb einer bestimmten Zeit vorgestellt werden. Nur wenn Puls, Gangwerk und Gesundheitszustand dann zufriedenstellend sind, ist der eigentliche Wettkampf beendet. Es muss also nicht zwangsläufig der gewinnen, der als erster im Ziel ist. Die Königsdistanz in diesem Marathon zu Pferde ist der 100 Meiler. Reiter und Pferd legen 160 Kilometer an einem Tag zurück. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. Wer mit dem Distanzreiten anfangen will, der sollte es erst einmal mit einem kleinen Einführungsritt (EFR) versuchen. Das sind Distanzsritte bis 39 Kilometer. Außerdem gibt es Schnupperseminare, wo man das Know how für die ersten Schritte in dieser Ausdauerdisziplin lernt. Von KDR (kurzen Distanzritten) spricht man bei Strecken von 40 bis 59 Kilometer. Dann werden noch Mittlere Distanzritte (60 bis 79 Kilometer) und Lange Distanzritte (80 bis 160 Kilometer) unterschieden. Schließlich gibt es Mehrtagesritte (MTR). An zwei oder mehr Tagen werden Strecken von 60 bis 100 Kilometern geritten. Auch wenn man sich nach seinem ersten kurzen Ritt, Blasen an den Füßen, zerscheuerten Knien und Muskelkater vielleicht nicht vorstellen kann, je längere Strecken zu reiten: Mit zunehmender Erfahrung und Training von Reiter und Pferd werden die Distanzen ganz von selbst länger.